Lichen sclerosus – Akuter Schub: Was tun?
Warum sich Schübe nicht vollständig verhindern lassen
Lichen sclerosus ist eine chronisch-entzündliche Hauterkrankung, die vor allem den Genitalbereich betrifft. Die genaue Ursache ist nicht abschließend geklärt – vermutet wird eine autoimmune Reaktion, bei der der Körper fälschlicherweise eigenes Gewebe angreift. Auch hormonelle und genetische Faktoren sowie Hautirritationen können eine Rolle spielen.
Obwohl die Erkrankung durch eine konsequente Basistherapie oft gut kontrollierbar ist, lässt sich das Auftreten akuter Schübe nicht immer verhindern. Stress, Reibung, hormonelle Schwankungen oder Hautreizungen können einen Schub begünstigen – auch ohne erkennbare äußere Auslöser. In solchen Phasen ist es wichtig, schnell und gezielt zu handeln.
Therapie: Kortikosteroide als Goldstandard
Die wirksamste Behandlung eines akuten Schubs besteht in der Anwendung hochpotenter Kortikosteroide, insbesondere Clobetasolpropionat (z. B. Clobetasol, Clobegalen, Dermoxin, Karison). Diese sollten gemäß ärztlicher Verordnung 1× täglich auf die betroffene Hautregion aufgetragen werden – zunächst für wenige Wochen, dann in reduzierter Frequenz.
Kortison wirkt stark entzündungshemmend und hilft:
- Juckreiz und Schmerzen rasch zu lindern
- die weitere Gewebezerstörung zu stoppen
- Narbenbildung zu verhindern
Wichtig ist die korrekte Anwendung: immer sparsam, gezielt und nur so lange wie nötig.
Hautpflege: Rückfettende Cremes und Schutz
Begleitend zur Kortisontherapie ist eine gute Hautpflege essenziell. Rückfettende, parfümfreie Cremes oder Salben helfen, die geschwächte Hautbarriere zu stabilisieren und Reizungen vorzubeugen.
Geeignete Produkte sind z. B.:
- Deumavan
- Linola Fettcreme
- Vaseline
Diese Produkte sollten 1-2× täglich – idealerweise nach dem Wasserlassen, Stuhlgang oder Duschen – aufgetragen werden.
Kühlung & Schmerzlinderung
Bei brennenden Schmerzen, Juckreiz oder Schwellung, die besonders nachts stark sind, bieten sich kühlende Maßnahmen an:
- Kühlpads oder in ein Tuch gewickelte Eiswürfel (nicht direkt auf die Haut!)
- Kalte, feuchte Umschläge mit Schwarztee oder Kamillentee
- Gekühlte Cremes aus dem Kühlschrank
Zur Schmerzlinderung können lokal Lidocain-haltige Gele oder bei Bedarf auch orale Schmerzmittel wie Acetylsalicylsäure oder Ibuprofen eingesetzt werden.
Sitzbäder mit entzündungshemmenden Zusätzen
Sitzbäder können sanft beruhigend wirken und die Wundheilung fördern – besonders geeignet sind:
- Kamillenblüten (entzündungshemmend, antibakteriell)
- Eichenrinde (adstringierend, juckreizlindernd)
Anwendung: 10-15 Minuten, kalt bis lauwarm, 1-2× täglich während des akuten Schubs.
Vermeidung von Reizstoffen und mechanischer Belastung
Um die Haut im Intimbereich zu schützen, sollte auf Folgendes verzichtet werden:
- Keine parfümierten Seifen oder Intimwaschlotionen
→ lieber nur mit Wasser oder rückfettenden Reinigungsölen reinigen - Keine enge Kleidung oder synthetische Unterwäsche
→ luftdurchlässige Baumwollwäsche bevorzugen - Keine übertriebene Hygiene, kein Reiben oder Rubbeln
→ sanft abtupfen statt trockenreiben - Vermeiden von Fahrradfahren oder Reiten
Diese Maßnahmen unterstützen die Hautregeneration und helfen, neue Schübe zu vermeiden.
Therapie bei Superinfektionen
Ein akuter LS-Schub kann durch zusätzliche Infektionen kompliziert werden:
- Pilzinfektionen (Candida)
- Bakterielle Superinfektionen
Ärztliche Diagnostik und Therapie sind notwendig.
Fazit
Ein akuter Schub bei Lichen sclerosus ist belastend, aber mit der richtigen Kombination aus Kortikosteroiden, Pflege, Kühlung und reizvermeidendem Verhalten gut behandelbar. Wichtig ist ein frühzeitiger Behandlungsbeginn und die Einhaltung der empfohlenen Therapie – im Zweifel immer ärztlich begleiten lassen.