Belastungsharninkontinenz: Eine Erkrankung des Bindegewebes – Lasertherapie als Schlüssel zur kausalen Behandlung
Die Belastungsharninkontinenz (unwillkürlicher Harnverlust bei körperlicher Belastung) ist eine der häufigsten urogynäkologischen Erkrankungen (Krankheiten des weiblichen Harn- und Genitaltraktes) bei Frauen, insbesondere nach Geburten und im Klimakterium (Wechseljahre). Lange Zeit galt die Schwäche der Beckenbodenmuskulatur als primäre Ursache. Neue wissenschaftliche Erkenntnisse legen jedoch nahe, dass Störungen im bindegewebigen Stützapparat des kleinen Beckens die eigentliche Grundlage der Erkrankung bilden. Diese Perspektive eröffnet neue therapeutische Wege, insbesondere durch regenerative Verfahren wie die Laser- und Magnetfeldtherapie.
Pathophysiologie (Krankheitsentstehung): Mehr als nur Muskelschwäche
Die Ursache der Belastungsharninkontinenz ist multifaktoriell, doch zunehmend zeigt sich, dass strukturelle Veränderungen des Bindegewebes im Zentrum des pathophysiologischen Geschehens stehen:
- Histologische Studien (Gewebeuntersuchungen) belegen eine verminderte Kollagenmenge sowie qualitative Veränderungen im perivaginalen (um die Scheide herum) und periurethralen (um die Harnröhre herum) Bindegewebe bei Frauen mit Belastungsinkontinenz. Sie kann bis zu 60 % reduziert sein.
- Faszien (Bindegewebsplatten) und Bänder verlieren durch Geburten, sportliche Überlastung oder hormonelle Veränderungen ihre Festigkeit.
Diese bindegewebigen Strukturen stellen die anatomische Grundlage dar, an der die Beckenbodenmuskulatur ansetzt und ihre Wirkung entfaltet. Ihre Lockerung führt zu einer ineffektiven Kraftübertragung – unabhängig davon, ob die Muskulatur intakt oder kräftig ist.
Sport: Risiko oder Prävention?
Es herrscht die verbreitete Annahme, dass Sport automatisch den Beckenboden kräftigt. Tatsächlich zeigen aktuelle Daten ein differenzierteres Bild:
- Hochleistungssportlerinnen – insbesondere in Sprung- oder Kontaktsportarten wie Volleyball – weisen eine Inkontinenzrate von bis zu 80 % auf.
- Messungen zeigen, dass beim Seilspringen intraabdominale Drücke (Druck im Bauchraum) von über 170 mmHg entstehen – deutlich mehr als beim Husten oder Valsalva-Manöver (Pressversuch).
- Muskelkraftmessungen konnten keine signifikanten Unterschiede zwischen inkontinenten und kontinente Sportlerinnen nachweisen.
- Die Hypermobilität (übermäßige Beweglichkeit) des Blasenhalses und eine gestörte Gegenregulation des Verschlussmechanismus stehen im Vordergrund – eine Folge unzureichender bindegewebiger Fixation.
Diese Daten sprechen dafür, dass die Belastungsinkontinenz bei Sportlerinnen nicht durch muskuläre Insuffizienz (Schwäche), sondern durch eine Überforderung und strukturelle Schwächung des Bindegewebes (Stützgewebe) entsteht.
Lasertherapie: Regeneration statt Kompensation
Die nicht-invasive vaginale Lasertherapie (Laserbehandlung über die Scheide ohne operativen Eingriff) hat sich in den letzten Jahren als vielversprechendes Verfahren etabliert, um die ursächliche Bindegewebsschwäche zu behandeln:
- Der medizinische Laser stimuliert gezielt Wachstumsfaktoren, regt die Neubildung bindegewebiger Strukturen (Bänder, Faszien) an und führt zu einer Wiederherstellung alter bzw. geschädigter Gewebestrukturen.
- Alte, degenerierte elastische und kollagene Fasern werden abgebaut und durch funktionelles Bindegewebe ersetzt.
- Die Therapie verbessert die Stabilität der Ligamente (Bänder) und Faszien, wodurch sich der muskuläre Funktionskreis wieder herstellen kann.
- Sekundär profitiert auch die Muskulatur durch die verbesserte Durchblutung und Reaktivierung der Kontraktilität (Zusammenziehbarkeit).
Klinische Studien zeigen signifikante Verbesserungen der Kontinenz (Fähigkeit, den Urin zu halten), oft schon nach wenigen Sitzungen, ohne operative Eingriffe oder Ausfallzeiten.
Magnetfeldtherapie: Funktionelles Training ohne Belastung
Ergänzend zur strukturellen Stärkung kann die Magnetfeldtherapie als neuartiges neuromuskuläres Trainingsverfahren dienen:
- Durch fokussierte elektromagnetische Impulse kommt es zu bis zu 11.000 Kontraktionen (Muskelanspannungen) in 30 Minuten.
- Die Methode aktiviert neben dem Beckenboden auch Bauch- und Rückenmuskulatur und wirkt gezielt auf den neuromuskulären Reflexbogen.
- Sie ist ideal für Patientinnen, bei denen aktives Beckenbodentraining (noch) nicht möglich oder effektiv ist.
Fazit
Die Belastungsharninkontinenz ist keine reine Muskelinsuffizienz, sondern in erster Linie eine Erkrankung des Bindegewebes. Ein muskulärer Aufbau allein – etwa durch Sport oder konventionelles Training – ist oft nicht ausreichend, um die Kontinenz wiederherzustellen, wenn die bindegewebige Architektur gestört ist.
Moderne Therapieverfahren wie die Lasertherapie ermöglichen erstmals, die strukturellen Defizite ursächlich zu behandeln. In Kombination mit funktionellem Training (Magnetfeldtherapie) ergibt sich ein individualisiertes, multimodales Behandlungskonzept, das der Komplexität dieser Erkrankung gerecht wird.